Agenda
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Julian Schütt
Max Frisch. Biographie einer InstanzMax Frisch, der in Millionenauflage gelesene Schweizer Weltautor, taugt noch lange nicht zum wirkungslosen Klassiker. Gerade in Krisensituationen bewährt er sich, weil er immer vom Individuum ausgeht, das sich zu seiner Zeit verhalten muss.Nach dem gefeierten ersten Band schliesst Julian Schütt seine massgebliche Max-Frisch-Biographie mit der Darstellung der spektakulären Jahre des Schriftstellers ab. In diesen verfasst er Meisterwerke wie Homo faber, Andorra, Mein Name sei Gantenbein oder Montauk, prägt wichtige Debatten und wird in der Öffentlichkeit zu einer kritischen Instanz. Ebenso erregt sein glamouröses Liebesleben, wie etwa die Beziehung mit Ingeborg Bachmann, Aufsehen.
Auf Basis von bisher unveröffentlichten Briefen und Aufzeichnungen sowie zahlreichen Gesprächen mit Weggefährten erzählt Schütt auch von unbekannten Seiten Frischs. Trotz immensen Ruhms erlebt er private Desaster und will sich immer wieder entfliehen. So lässt sich jenseits der Klischees und Verklärungen ein neuer Max Frisch entdecken, der sagt, er habe als Autor «mit Leben bezahlt».
Julian Schütt, geboren 1964, war Literaturredakteur der Weltwoche und Redakteur der Kulturzeitschrift Du. Er konzipierte die grosse Max-Frisch-Ausstellung 1998, ist Herausgeber der Bände Max Frisch. Jetzt ist Sehenszeit (Suhrkamp 1998) sowie jetzt: max frisch (Suhrkamp 2001). Er arbeitet als freier Journalist und Autor in Zürich.
.Mike Wilson
Holzfäller«Jenseits aller Trends oder Moden, entdeckt Wilson den Roman als einen unendlichen, offenen Raum.» Álvaro BisamaEin ehemaliger Boxer flieht vor der Dunkelheit, der Vergangenheit und lässt alles zurück, bis er im Nordwesten Kanadas auf eine Gruppe rauer Holzfäller trifft, bei denen er lebt und deren Handwerk er erlernt. Diese Erfahrung ist total und unumkehrbar: Von Werkzeugen und Lebensmitteln über das Baumfällen und Kletterweisen bis zu Techniken des Über- und Zusammenlebens dokumentiert der Protagonist nüchtern und akribisch jeden noch so kleinen Aspekt ihres Lebens.
Mike Wilsons Monumentalroman Holzfäller gilt als einer der wichtigsten lateinamerikanischen Romane der Gegenwart. Lexikon, Handbuch, Rezeptbuch, Abenteuerroman, philosophische Abhandlung, Reisebericht: In enzyklopädischem Exzess und einer so eigensinnig-kompromisslosen wie reduzierten Sprache führt Wilson in einer literarischen Tour de Force durch die unendlichen Tiefen und Untiefen des Holzfällerlebens.
Mike Wilson ist ein in St. Louis, Missouri, geborener argentinisch-amerikanischer Schriftsteller. Er lehrt Literatur und Philosophie an der Universidad Católica in Santiago de Chile und ist Autor diverser Bücher.
In Kooperation mit der Buchhandlung OMNI, der Gemeinde Eschen-Nendeln, der Abteilung Geschichte und Kultur der Gemeinde Schaan. Weitere Informationen: → www.domus.li
© Lisa NalvenZora del Buono
SeinetwegenDiese Nachforschungen, die zu einem überraschenden Ergebnis führen, findet Doris Brockmann (TAZ) spannend. Der unsentimentale Stil gefällt ihr, und die Art, wie del Buono die verschiedenen Stränge ihrer Geschichte miteinander verwebt, findet sie beeindruckend.Zora del Buono war acht Monate alt, als ihr Vater 1963 bei einem Autounfall starb. Der tote Vater war die grosse Leerstelle der Familie. Wie kann jemand, der fehlt, ein Leben dennoch prägen? Die Tochter macht sich auf die Suche und fragt, was der Unfall bedeutet hat: für die, die mit einem Verlust weiterleben, für den, der mit einer Schuld weiterlebt. Seinetwegen erzählt sie Zeitgeschichte als Familiengeschichte – detailgetreu, raffiniert komponiert, so präzise wie poetisch.
Zora del Buono ist 1962 in Zürich geboren. Studium der Architektur an der ETH Zürich und der Hochschule der Künste Berlin. 1996 Gründungsmitglied von mare – die Zeitschrift der Meere, Kulturredakteurin. 2001–2008 Stellvertretende Chefredakteurin von mare. 2008 erscheint der erste Roman Canitz' Verlangen. Ab 2008 mare-Interimsredakteurin, Dozentin in den USA und der Schweiz, Autorin von Romanen und Reisebüchern.
.Anna Rosenwasser
Herz. Feministische Strategien und queere HoffnungWir alle können Hoffnung gut gebrauchen – aber ohne eine Auseinandersetzung mit dem, was uns wütend macht, geht das nicht.Anna Rosenwasser widmet sich in Herz. Feministische Strategien und queere Hoffnung den Fragen, die ihr als Aktivistin häufig gestellt werden: Wie können wir uns mit der Realität von Gewalt beschäftigen, ohne unsere Zuversicht zu verlieren? Wohin mit unserer Wut, die bei problematischen Diskussionen aufkommt? Warum fällt es vielen Frauen und Queers so schwer, Raum einzunehmen – und mit welchen Tricks schaffen wir es trotzdem?
Die Texte beschreiben heutige Realitäten von Frauen und queeren Menschen mit Einfühlsamkeit und Humor. Sie öffnen Perspektiven, beleuchten allzu oft Missverstandenes und ermutigen, nicht alleine zu verzweifeln, sondern gemeinsam fantasievollen Widerstand zu leisten. Nicht zuletzt gewährt das Buch persönliche Einblicke in die Lebens- und Gedankenwelt einer jungen Nationalrätin.
Anna Rosenwasser ist Nationalrätin und Autorin der Bücher Rosa Buch – Queere Texte von Herzen sowie Herz – Feministische Strategien und queere Hoffnung. Sie ist ausgebildete Journalistin und schreibt seit 2008 von Beruf. In Schaffhausen hat sie einen queeren Jugendtreff mitgegründet, ausserdem war sie im Vorstand der grössten LGBTQ-Jugendorganisation Milchjugend aktiv. Ihr Instagram gehört mit über 50'000 Followern zu den meistbeachtetsten Politkanälen der Schweiz. Mit ihrer Republik-Kolumne Rosenwasser wurde sie ausserdem 2024 zur Kolumnistin des Jahres gewählt.
Reservation beim Theater am Kirchplatz
.Isabel Allende
ViolettaIsabel Allende, gelesen von Christiani Wetter und Gabriela Cortés.
«Isabel Allende verbindet grosse Klugheit und grosse Erzähllust zu einer Literatur, die Tonnenschweres oder auch sehr Kompliziertes ... einem breiten Publikum nahebringt.» (Sabine Rohlf, Berliner Zeitung)
Violeta ist die inspirierende Geschichte einer eigensinnigen, leidenschaftlichen, humorvollen Frau, deren Leben ein ganzes Jahrhundert umspannt. Einer Frau, die Aufruhr und Umwälzungen ihrer Zeit nicht nur bezeugt, sondern am eigenen Leib erfährt und erleidet. Und die sich gegen alle Rückschläge ihre Hingabe bewahrt, ihre innige Liebe zu den Menschen und zur Welt.
Isabel Allende, geboren 1942 in Lima, ist eine der weltweit beliebtesten Autorinnen. Ihre Bücher sind in mehr als 40 Sprachen übersetzt worden. 2018 wurde sie – und damit erstmals jemand aus der spanischsprachigen Welt – für ihr Lebenswerk mit der National Book Award Medal for Distinguished Contribution to American Letters ausgezeichnet. Isabel Allendes gesamtes Werk ist im Suhrkamp Verlag erschienen.
Es lesen: Christiani Wetter (u.a. Schauspielerin, Autorin, Moderatorin) und Gabriela Cortés (interkulturelle Vermittlerin).
In Kooperation mit der Buchhandlung OMNI, der Gemeinde Eschen-Nendeln sowie der Abteilung Geschichte und Kultur der Gemeinde Schaan. Weitere Informationen: → www.omni.li
Ursula Wolf
Reiz der MaterieReiz der Materie
Gebrauchte HEETS, Relikte eines Moments – sie erzählen vom Alltäglichen, das oft übersehen wird.«In meinen Bildkompositionen wird vermeintlicher Müll zum Träger gelebter Geschichte, zum Zeugnis von Konsum, Gewohnheit und Vergänglichkeit. Der Reiz liegt im Widerspruch: Wert entsteht dort, wo wir ihn nicht erwarten. Aus Abfall wird Erinnerung, aus Trash wird Bedeutung – ein nachhaltiger Blick auf das, was bleibt, wenn alles andere verraucht ist.»
Charles Linsmayer
Eine andere Schweizer LiteraturFlavio Canonica wird mit Charles Linsmayer über seine Entdeckungen und Wiederausgaben sprechen, Christiani Wetter wird einige der schönsten Texte aus dem Band vortragen.
Eine andere Schweizer Literatur
Seit 1978 hat der Germanist Charles Linsmayer jene Schweizer Autorinnen und Autoren kommentiert neu herausgebracht, die weitgehend in Vergessenheit gerieten, als die junge Schweizer Literatur nach 1945 in Anlehnung an die deutsche Stunde Null ein neues erfolgreiches Kapitel eröffnete und nach Frisch und Dürrematt auch eine ganze Reihe weiterer Namen als Teil der sogenannten Suhrkamp-Kultur im ganzen deutschen Sprachraum gelesen wurden. 120 Neuausgaben hat Linsmayer inzwischen zugänglich gemacht und so, wie die NZZ anlässlich seines jüngsten Bandes «Die andere Schweizer Literatur» schrieb, einen veritablen Schatz gehoben. Der Band «Die andere Schweizer Literatur» stellt die wichtigsten dieser Autorinnen und Autoren gesammelt noch einmal vor und ermöglicht einen ganz anderen, unerwarteten Zugang zur Literatur der Schweiz im 20. Jahrhundert.
Charles Linsmayer studierte in Zürich und Berlin Literaturwissenschaft. Zunächst Gymnasiallehrer, dann Verlagslektor und Journalist, spezialisierte er sich bald einmal auf die Kultur- und Literaturgeschichte der Schweiz und gab von 1980 bis 1983 im Ex Libris-Verlag, Zürich, die 30-bändige, insgesamt 177 Deutschschweizer Autorinnen und Autoren umfassende Edition Frühling der Gegenwart heraus. Überdies editierte er Neuausgaben von Friedrich Glauser, Heinrich Federer, Lore Berger, Cécile Ines Loos u.a.
Heike SteinwegNina Bußmann
Drei Wochen im August«Bußmann fängt die Eigenschaften von Menschen, die verzweifelt nach Glück suchen, multiperspektivisch, und das heisst vor allem psychologisch ein. ‹Drei Wochen im August› ist grandios hintersinnig.» (Paul Jandl, Neue Zürcher Zeitung)Ein abgelegenes Ferienhaus an der französischen Atlantikküste: Hier will Elena mit ihren Kindern drei unbeschwerte Wochen verbringen. Ihr Mann ist zu Hause in Deutschland geblieben, die Ehe läuft nicht gut. Dafür hat Elena die Babysitterin Eve und eine Freundin der dreizehnjährigen Tochter mitgenommen. Doch was als entspannte Auszeit beginnt, wird immer stärker bedroht, von aussen wie von innen: Die ausgetrockneten Wälder stehen in Flammen, unangekündigte Gäste tauchen auf, Konflikte spitzen sich zu – befeuert von Eifersucht, Misstrauen und Abhängigkeiten. Bis eines der Mädchen plötzlich verschwindet.
Drei Wochen im August ist ein intensives Kammerspiel in der Hitze des Sommers. Alles scheint harmonisch, aber die Abgründe lauern im Idyll. Eine unbedachte Bemerkung, eine falsche Verdächtigung und das komplexe Beziehungsgeflecht droht zu zerreissen. Davon erzählt Nina Bußmann mit grosser psychologischer Klugheit und einem feinen Gespür für Spannung.
Nina Bußmann, geboren 1980 in Frankfurt am Main, lebt in Berlin und im Wendland. Für ihre Romane erhielt sie zahlreiche Auszeichnungen und Stipendien: Arbeitsstipendium Literatur des Berliner Senats 2025, Alfred-Döblin-Stipendium 2022, Robert Gernhardt Preis 2019, Stipendium Esslinger Bahnwärter für Literatur 2018, Aufenthaltsstipendium im Deutschen Haus der NYU 2019, 3sat-Preis 2011.
.Rahel Oehri-Malin
Nikolaus und FerdinandUnd dann passiert ein Unglück. Doch wie es weitergeht, wird hier nicht verraten. Nur eines ist klar - es wird alles wieder gut!Tief im Wald wohnt der Nikolaus zusammen mit seinem Esel Ferdinand. Beiden gefällt es dort richtig gut, denn sie haben alles, was sie zum Leben brauchen. Übers Jahr kümmern sie sich um die Tiere im Wald. Im Herbst kommt die Vorfreude auf den Winter auf, und sie beginnen Nikolaussäckchen zu nähen und Wahlnüsse und Äpfel zu sammeln. Mandarinen und Erdnüsse wachsen aber keine im Wald. Auch Schokolade und Lebkuchen wachsen nicht auf den Bäumen. Diese Dinge müssen sie einkaufen. Deshalb machen sie sich auf den Weg ins Dorf. Als der Einkauf erledigt ist, möchte Ferdinand noch nicht nach Hause. So spazieren sie um den zugefrorenen See. Und dann ...
Rahel Oehri-Malin lebt und arbeitet seit vielen Jahren als Kindergärtnerin in Ruggell, ist Leiterin der Singgruppe Piccolinos Ruggell und engagiert sich für die Musikalische Früherziehung sowie die Frühe Förderung von Kindern. Sie ist Mutter eines 9-jährigen Sohnes. 2012 erschien ihr erstes Liederbuch Strubilemutz und Joggilema mit dazugehöriger CD. 2019 gewann Rahel mit ihrem Lied Do ghör i hi den Song Contest zum 300-Jahre-Liechtenstein-Jubiläum. 2021 kam ihr zweites Kinderbuch Nikolaus und Ferdinand auf den heimischen Buchmarkt.Ingo Ospelt
fort/da von Rainer NägeleIngo Ospelt liest aus fort/da, das sich aus acht Texten zusammensezt, die sich als autobiographische verstehen ließen, genauer aber wollte sie Rainer Nägele als Topo-Bio-Graphien verstanden wissen.«Im Buch fort/da, das vom Land seiner Herkunft handelt und davon, was diesem gegenüber der gebührende Abstand oder eher die richtige Nähe wäre, gibt es einen Absatz, bei dem ich jedes Mal ins Stocken gerate. Er benennt eine Herausforderung, der sich Kritik und genau genommen Schreiben überhaupt stellen muss, eine Schwierigkeit, mit der ich jedes Mal selbst zu kämpfen habe, wenn ich wie gerade jetzt etwas über Liechtenstein zu Papier bringe: Erinnern ohne Moralisieren: auch das ist schwer; erinnern, beschreiben in einer Sprache, die nicht schon aus Urteilssätzen besteht, aber auch nicht in eine verlogene Neutralität sich flüchtet, noch in eine pseudo-objektive Geschichte sine ira et studio. Zorn und Leidenschaft sind auch Geschichten, und nicht in dem wie es war, das als solches nicht zu haben ist, liegt die Genauigkeit, sondern in den immer wieder zu neuen Figuren sich bildenden Konstellationen zwischen singulären Momenten des Jetzt und des Damals.» (Peter Gilgen)
Ingo Ospelt, Schauspieler, Ausbildung an der Schauspielakademie Zürich (jetzt Züricher Hochschule der Künste).
Manfred Koch
Rilke – Dichter der AngstDer Literaturwissenschaftler Manfred Koch stellt seine bahnbrechende
Rilke-Biografie «Rilke - Dichter der Angst» vor, die zum 150. Geburtstag des Dichters im C.H. Beck Verlag erschienen ist.Rainer Maria Rilke gilt als einer der grössten Dichter des 20. Jahrhunderts. Seine Kunst sei «Dinge machen aus Angst», schreibt er im Juli 1903 seiner ehemaligen Geliebten Lou Andreas-Salomé. Manfred Koch zeigt in seiner neuen, Leben und Werk gleichermassen in den Blick nehmenden Biografie Rilke als hochsensibles Echolot und geschlechtlich fluidesten Dichter der heraufziehenden Moderne. So entsteht die Erzählung eines radikalen Lebens, das ganz Kunst sein will und dadurch eine Wahrnehmungssensibilität entfaltet, die erschreckend nah in Berührung kommt mit den Abgründen in ihm selbst und in seiner Zeit. Rainer Maria Rilkes Lebensstationen sind immer auch Marksteine seines Werkes: Prag, Russland, Worpswede, Paris, München, Duino, Spanien, Schweiz. Manfred Kochs Biografie folgt diesen Stationen wie dem kreativen Kreuzweg eines körperlich wie seelisch bedrohten Mannes und verbindet Rilkes Lebenswanderung mit exemplarischen, verständlichen Interpretationen seines Werks.
Manfred Koch studierte an der Universität Tübingen Philosophie, Germanistik und Geschichte. Von 2001 bis 2003 hatte Koch eine Vertretungsprofessur für Neuere deutsche Literatur an der Universität Tübingen inne. Von 2009 bis 2021 lehrte er an der Universität Basel. Im Sommer 2010 und 2011 unterrichtete er am Middlebury College in Vermont. Von 1996 bis 2016 schrieb er Beiträge für das Feuilleton der Neuen Züricher Zeitung. Er publiziert auch innerhalb der Schriftenreihe der Schweizer Vontobel Stiftung. Zusammen mit Angelika Overath leitet Manfred Koch eine Schreibschule in Sent (Unterengadin).