Rückschau

Manfred Koch
Rilke – Dichter der AngstDer Literaturwissenschaftler Manfred Koch stellt seine bahnbrechende
Rilke-Biografie «Rilke - Dichter der Angst» vor, die zum 150. Geburtstag des Dichters im C.H. Beck Verlag erschienen ist.
Rainer Maria Rilke gilt als einer der grössten Dichter des 20. Jahrhunderts. Seine Kunst sei «Dinge machen aus Angst», schreibt er im Juli 1903 seiner ehemaligen Geliebten Lou Andreas-Salomé. Manfred Koch zeigt in seiner neuen, Leben und Werk gleichermassen in den Blick nehmenden Biografie Rilke als hochsensibles Echolot und geschlechtlich fluidesten Dichter der heraufziehenden Moderne. So entsteht die Erzählung eines radikalen Lebens, das ganz Kunst sein will und dadurch eine Wahrnehmungssensibilität entfaltet, die erschreckend nah in Berührung kommt mit den Abgründen in ihm selbst und in seiner Zeit. Rainer Maria Rilkes Lebensstationen sind immer auch Marksteine seines Werkes: Prag, Russland, Worpswede, Paris, München, Duino, Spanien, Schweiz. Manfred Kochs Biografie folgt diesen Stationen wie dem kreativen Kreuzweg eines körperlich wie seelisch bedrohten Mannes und verbindet Rilkes Lebenswanderung mit exemplarischen, verständlichen Interpretationen seines Werks.
Manfred Koch studierte an der Universität Tübingen Philosophie, Germanistik und Geschichte. Von 2001 bis 2003 hatte Koch eine Vertretungsprofessur für Neuere deutsche Literatur an der Universität Tübingen inne. Von 2009 bis 2021 lehrte er an der Universität Basel. Im Sommer 2010 und 2011 unterrichtete er am Middlebury College in Vermont. Von 1996 bis 2016 schrieb er Beiträge für das Feuilleton der Neuen Züricher Zeitung. Er publiziert auch innerhalb der Schriftenreihe der Schweizer Vontobel Stiftung. Zusammen mit Angelika Overath leitet Manfred Koch eine Schreibschule in Sent (Unterengadin).
© arttvDuo Walter Wolff
Willkommen im Tal der Tränen23. Januar bis 2. Mai 2026
Das Künstlerduo Walter Wolff besteht aus Alexandra Kaufmann und Hanin Lerch. Seit der Gründung 2010 realisierte das Duo verschiedene Illustrationen sowie freie Projekte wie Fanzines, Comics und Plakate.Alexandra Kaufmann und Hanin Lerch sind beide 1990 in Baden geboren und in der Region aufgewachsen. Sie studierten Visuelle Kommunikation in Basel. Zurzeit leben sie in Nussbaumen, arbeiten an freien Projekten und als Grafikerinnen.

Noëmi Lerch
Willkommen im Tal der TränenIn skizzenhaften Momentaufnahmen schreibt Noëmi Lerch in ihrem dritten Buch «Willkommen im Tal der Tränen» vom oft romantisierten Leben in den Bergen. Drei Figuren, Zoppo, Lombard und Tuinar, verbringen einen Sommer zusammen auf der Alp. Im Laufe der Zeit haben sie sich immer weniger zu sagen, ihre Kommunikation reduziert sich auf ein Minimum.Ein Mann verlässt sein Dorf am Meer. Auf einer Alp in der Schweiz hat er Arbeit gefunden. Tuinar sagen die anderen zu ihm. Der Mann für alles. Die anderen, das sind Zoppo und Lombard. Sie weihen Tuinar in ihre Welt ein, in ihre Sprache der Arbeit. Romantisch ist das Alpleben nur für Touristen. Tuinar ist stolz, einer der drei wahren Hüter des eigensinnigen Lebens am Rande der weiten Ebene zu sein. Die weite Ebene, das ist ihre Kirche. Einen Sommer lang folgen sie ihren Rindern auf unsichtbaren Wegen, entlang einer scheinbar äusseren und einer unscheinbar inneren Logik der Erde. Doch die weite Ebene hat ihre eigenen Gesetze. Sie ist Geheimnis und Gefahr zugleich. Je tiefer die drei Männer in ihre Stille vordringen, umso weiter und unwegsamer wird sie. Die Sprache als Mittel der Verständigung droht verlorenzugehen. «Ich bin wie du. Weites Grasland. Rote Flüsse durchädern mich. Fast durchsichtig bin ich. Und zart und zäh und zarter und zäher, noch viel zäher, unheimlich zäh und unendlich zart ziehen die Jahre durch mich hindurch. Machen mich immer mehr zu dem, was ich bin. Alt. Und doch. Ich beginne an keinem Ort. Und an keinem Ort höre ich je wieder auf zu sein.» Das Buch, an eine Graphic Novel erinnernd, haben Alexandra Kaufmann und Hanin Lerch als Duo Walter Wolff bebildert.
Noëmi Boggini Lerch, geboren 1987 in Baden, lebt in Aquila (TI). Sie studierte am Schweizerischen Literaturinstitut und an der Universität Lausanne. Dann ging sie auf die Alp. Seither arbeitet sie als Hirtin und Schriftstellerin. Es sind drei Bücher erschienen, alle im verlag die brotsuppe. Die Pürin (2015), Grit (2017) und Willkommen im Tal der Tränen (2019). Alle drei wurden auf Italiensich und Französich übersetzt.
© Thomas DornIlija Trojanow
Das Buch der Macht«Man liest und staunt und gruselt sich nicht nur ein bisschen bei dem Gedanken, dass Macht und Herrschaft heute im Wesentlichen gehandhabt werden wie vor 100 oder 2000 Jahren. Aber das zu wissen, kann offensichtlich nur ein Vorteil sein für die Kämpfe der Zukunft.» Uli Hufen, Radio SRIn fünfzehn Tagen und Nächten setzt der gebrechliche Wesir des Osmanischen Reiches seinem Neffen und Nachfolger die Strategien des Herrschens auseinander. Das ist der Rahmen für Stojan Michailowskis Buch für das bulgarische Volk, entstanden 1897, bis heute unübersetzt. Ilija Trojanow erzählt dieses Grossgedicht in seiner eigenen Sprache nach. Und stellt seiner Erzählung einen Chor von Stimmen bedeutender Theoretiker des Herrschens zur Seite. Dazu gehören Klassiker der politischen Weltliteratur aus Persien und dem antiken Griechenland, aus China und Japan, Machiavelli und Shakespeare ebenso wie Autoren von heute. Entstanden ist so eine Wunderkammer des Nachdenkens über das Wesen der Macht – und darüber, wie wir uns vor ihren Gefahren schützen.
Ilija Trojanow, 1965 in Sofia geboren, aufgewachsen in Nairobi, studierte Jura, Ethnologie und Havarie in München. Autor, Übersetzer und Publizist. Lebte in Bombay und in Kapstadt. Seit 2008 in Wien zuhause. Veröffentlichungen seit 1996 (u.a. Die Welt ist groß und Rettung lauert überall 2000, Der Weltensammler 2006, Nach der Flucht 2017, Doppelte Spur, 2020, Tausend und ein Morgen 2023). Trojanow erhielt für sein in mittlerweile 31 Sprachen übersetztes Werk zahlreiche Preise, darunter den Adelbert-von-Chamisso-Preis 2000, den Preis der Leipziger Buchmesse 2006, den Heinrich-Böll-Preis 2017 und den Vilenica International Literary Prize 2018.
.Thomas Meyer / Magali Franov
Herschel, der Gespensterhund«In ‘Herschel, der Gespensterhund’ beleuchten Thomas Meyer und Magali Franov das Thema Tod mit wohltuender Leichtigkeit. Sie begegnen kindlichen Vorstellungen von einem Leben nach dem Tod mit Respekt und kreieren so ein Bilderbuch, das nicht nur in Zeiten eines Verlustes Trost und Hoffnung spendet.» Isabelle Stier, Deutschlandfunk KulturSeit Herschel ein Welpe war, wuchs er bei der Familie Mick auf. Damals war Luise selbst noch ein Baby, heute ist sie schon gross und Herschel sehr alt. Es geht ihm nicht gut, er hat Schmerzen und ist müde. Familie Mick muss schweren Herzens Abschied nehmen. Aber Herschel ist immer noch da, er spürt jetzt keinen Schmerz mehr, sondern Leichtigkeit und Freude. Voller Energie schwebt er um Familie Mick herum, aber sie sehen ihn nicht. Luise spürt seine Präsenz, und schon bald hat Familie Mick ein neues, unsichtbares Familienmitglied. Endlich kann Herschel ungestört auf den Teppich kotzen oder auf dem Sofa ein Nickerchen machen, denn Gespenster haaren nicht.
Thomas Meyer, 1974 in Zürich geboren, wo er auch heute noch lebt. Er ist Schriftsteller. Herschel, der Gespensterhund ist sein drittes Bilderbuch. Er hat es nach dem Hund seiner Familie benannt, der nach seinem Tod von allen fünf Meyers immer wieder wahrgenommen wird.
Magali Franov, geboren 2000, arbeitet seit ihrem Abschluss an der Hochschule Design & Kunst Luzern als freischaffende Illustratorin in Basel. Egal ob im Atelier oder unterwegs im Zug, zeichnen tut sie eigentlich immer. Daneben ist sie leidenschaftliche (Stadt-)Velofahrerin, Büchermaus und Newsletter-Schreiberin.
Platzanzahl beschränkt. Reservation dringend empfohlen.

Sarah Kuratle
ChimäreChimäre erzählt mit grosser poetischer Kraft von den drängenden Themen unserer Zeit, von der Verflochtenheit allen Lebens und Sterbens. Das berührt bis ins Innerste und hallt lange nach.Eine Inselgemeinschaft aus Lehrern und Schülern kämpft um den Erhalt der Artenvielfalt. In hängenden Gärten und lebendigen Zeichnungen versuchen sie, das Leben zu retten und selbst nicht unterzugehen. Zu ihnen gehört Alice, die sich auf der Insel als Alois ausgibt. Eines Tages verlässt sie die Insel und zieht durch die menschenleere Weite auf dem Festland. Nach Jahren der Unterdrückung will sie wahrnehmen, wo sie selbst anfängt und aufhört, was sie begehrt und wen sie lieben kann. Gregor indes, der Freund und Vertraute, bleibt auf der Insel. Harte Erfahrungen fordern Tribut. Er trägt ein Trauma mit sich, das er zeichnend zu bannen versucht. Eine Fremde, die in den Gärten auftaucht, findet langsam Zugang zu ihm. Während Alice durch trockengelegte Auen und versehrte Wälder irrt, gerät Gregors Welt ins Wanken.
Sarah Kuratle, geboren 1989 in Bad Ischl, aufgewachsen dies- und jenseits der Grenze Schweiz-Österreich. Sie studierte Germanistik und Philosophie. Ihre Lyrik und Prosa wurden vielfach ausgezeichnet. Mit ihrem Romandebüt Greta und Jannis – Vor acht oder in einhundert Jahren (2021) stand sie auf der Shortlist für den Literaturpreis Text & Sprache 2022. Ihre Liebesgeschichte Iris erschien in Fortsetzungen in der Zeitschrift «manuskripte». Für ihren im Herbst 2025 erschienenen Roman Chimäre erhielt sie den Kreationsbeitrag von Pro Helvetia.
© Klaudia LongoEva Schmidt
Neben FremdenEva Schmidt erzählt so eindringlich wie nüchtern von Abschied und Verlust, aber auch von der Suche nach Verbundenheit und Nähe.Rosa war Krankenpflegeri. Seit sie in Pension ist, hat sie nur mehr wenig mit Menschen zu tun. Die einzige Freundin ist eine ehemalige Kollegin, die Nachbarn halten sie auf Distanz, dabei möchte sie nur helfen. Das Verhältnis zur Mutter war nie gut, es wird nicht besser, seit diese auf Hilfe angewiesen ist und die Tochter mehr und mehr zu vereinnahmen versucht. Und auch einen Mann gibt es, aber der ist verheiratet. Als er überraschend stirbt, bleibt Rosa nur der Campingbus, den er ihr einmal geschenkt hat. Doch was soll sie damit? Ist er eine Chance auf ein anderes Leben, vielleicht die letzte?
Als sie den Aufbruch wagt, erreicht sie ein Brief von ihrem Sohn, der vor Jahren den Kontakt zu ihr abgebrochen hat. Er wollte nichts mehr mit ihr zu tun haben – nun weiss sie immerhin, wo er lebt.
Eva Schmidt, geboren 1952, lebt in Bregenz, Österreich. Sie hat neben Erzählungen in verschiedenen Zeitungen und Zeitschriften vier Bücher veröffentlicht. Mit ihrem Erstling Zwischen der Zeit erhielt sie diverse Stipendien und Literaturpreise, u.a. den Nachwuchspreis zum Bremer Literaturpreis (1986), den Rauriser Literaturpreis (1986), den Hermann-Hesse-Förderpreis (1988) und den Nicolas-Born-Preis (1989).
© Janine SchranzMartina Clavadetscher
Die Schrecken der AnderenMit ihrem Roman «Die Schrecken der anderen» erfindet sich Martina Clavadetscher schon wieder neu – und entfacht ein so augenzwinkerndes wie abgründiges Verwirrspiel.Martina Clavadetscher beschreibt in ihrem ebenso politischen wie geschichts-philosophischen Roman etwas, das alle wissen und das doch niemand sieht. Die Verbindungen der Schweiz zum Nationalsozialismus wurden zwar von der Bergier-Kommission aufgearbeitet, Bruchstücke der Erkenntnis tauchen in den Medien auf, und doch herrscht in der öffentlichen Wahrnehmung eine seltsame Blindheit gegenüber der anhaltenden Einflussnahme und Persistenz rechts-extremer Ideologie. Stattdessen gilt das bewährte Rezept: abwarten und stillhalten. Die in der Innerschweiz aufgewachsene Autorin entlarvt die Schweiz als eine Meisterin des Verdrängens. Zum Glück tut sie es mit Humor und Sprachgewalt, nur selten hebt ihre Rosa den didaktischen Zeigefinger. Clavadetscher spielt mit historischen Versatzstücken und mit mythischen und phantastischen Motiven, dem Drachen, demSpinnennetz, dem Tresor und dem geheimen Code, und steigert sie zuweilen ins Fiebertraumartige. Die ausgeklügelte Verknüpfung von Erzählfäden reflektiert das Funktionieren von Verdrängen und Erinnern, «das Gespinst» der Geschichte,«das sich in den Menschenköpfen festsetzt».
Martina Clavadetscher, geboren 1979, studierte Germanistik, Linguistik und Philosophie. Seit 2009 arbeitet sie als Autorin, Dramatikerin und Radiokolumnistin. Ihr Prosadebüt Sammler erschien 2014. Für die Spielzeit 2013/2014 war sie Hausautorin am Luzerner Theater. Mit ihrem Theaterstück Umständliche Rettung gewann sie 2016 den Essener Autorenpreis und war im selben Jahr für den Heidelberger Stückemarkt nominiert. Für Knochenlieder erhielt sie 2016 den Preis der Marianne und Curt Dienemann-Stiftung und wurde 2017 für den Schweizer Buchpreis nominiert.

Kollektiv Hot
HotDas Kollektiv HOT ist ein interdisziplinäres Kunstprojekt zum Thema Feuer. Mit Texten von Tabea Steiner und Simone Olivadoti, Illustrationen von Julia Trachsel und Adam Vogt sowie Fotografien und Ausstellungsprojekten von Johanna Gschwend.In der Publikation HOT handeln die Texte von der Symbolkraft des Feuers, das sowohl künstlerische Träumerei als auch als Energiequelle und Basis unserer menschlichen Entwicklung ist. Zeichnung, Illustration, Fotografie und Textelemente werden miteinander in Verbindung gesetzt, befeuern sich
gegenseitig, treten in Kontakt, ergänzen sich und irritieren. Aufgeteilt ist die Publikation in zwei Erzählstränge: einen narrativen Teil mit fiktiven Wundern und Sagen aus der Ostschweiz und dazugehörigen Illustrationen, und einen kontrastierenden Teil pseudowissenschaftlicher Erkenntnisse und realer Wahrnehmungen von Erlebnissen rund ums Feuer.
© privatOtto Heigold
Das Jetzt deuten8. Mai bis Ende Juni 2026
Was ist das Jetzt? Was ist das Besondere am Jetzt? Es ist einmalig, nicht wiederholbar. Das Jetzt, der Moment, die Gegenwart: Schnittpunkt zwischen Zukunft und Vergangenheit.Wir versuchen, das Jetzt festzuhalten, in Bildern, in Fotos, in Erinnerungen. Und wir versuchen, das Jetzt zu deuten. Aber was ist schon eindeutig? Deuten ist nicht das Vortragen, das Erklären. Deuten ist keine Bauchrede, keine Kolumne, keine Anweisung. Deuten ist weder Schulung noch Predigt, Einführung oder Abhandlung. Deuten ist die Leseart jedes Einzelnen, der das Jetzt auf sich zukommen lässt.
Otto Heigold, geboren 1943, lebt und arbeitet in Luzern. 1964 hat er im Lehrerseminar St. Michael in Zug die Ausbildung zum Zeichenlehrer abgeschlossen. In den Jahren 1970 bis 2008 war Otto Heigold als Professor an der Hochschule Luzern für Design und Kunst aktiv. Mehrmals hat er seine Lehrtätigkeit mit Aufenthalten zur Weiterbildung unterbrochen. So ging er 1996 ins Londoner Atelier von der Stiftung Landis & Gyr. 2001 war er als Gastdrucker in der Lithowerkstatt der Stadt Eichstätt (D) und 2002 im Masereel Druckcenter Kasterlee (B) tätig.
© Matthias GünterMeral Kureyshi
Am Meer waren wir nieMeral Kureyshis Können zeigt sich in der Erzählweise. In kräftigen Pinselstrichen hält sie Momente fest, Bilder entstehen im Kopf, Szenen spielen sich vor dem inneren Auge ab, Geschichten setzen sich puzzleartig zusammen. Dieses Schreiben kommt ganz ohne Erklärungen aus. Schnörkellos ist es, und gleichzeitig voller Emotionen.Lili zieht ins Altersheim, um ihrem pflegebedürftigen Mann zur Seite zu stehen. Ihre Familie sucht jemanden, der sie regelmässig besucht und ihr im Alltag hilft. Die Ich-Erzählerin sagt: «Ich bin dieser Jemand.» Sie wohnt mit Lilis Enkelin Sophie im selben Haus, gemeinsam ziehen sie deren achtjährigen Sohn Eric gross. Doch sie hat eine Stelle in einer fernen Stadt gefunden und zögert nun, den beiden zu gestehen, dass sie bald wegziehen wird. Sie kümmert sich um den klugen, besserwisserischen Eric und die stets klagende Lili. Sie führt flüchtige Gespräche mit einem Kellner, der wie sie von anderswo kommt. Gleichzeitig gewöhnt sie sich nur schwer daran, dass ihre zehn Jahre jüngere Schwester kein Kind mehr ist. Sie ringt mit der verblassenden Freundschaft zu Sophie und mit der Tristesse des Altersheims zwischen Temesta und Kartenspiel. Als Lili schliesslich stirbt, wagen die jungen Frauen einen Neubeginn. Mit realistischem Blick und poetischer Sprache beleuchtet Meral Kureyshi das Leben von Frauen über mehrere Generationen und entfaltet ein Panoptikum der Familie in der heutigen Zeit.
Meral Kureyshi, geboren 1983 in Prizren, kam 1992 mit ihrer Familie in die Schweiz und lebt in Bern. Sie studierte Literatur und Germanistik und arbeitet als freie Autorin. Ihr erster Roman Elefanten im Garten war nominiert für den Schweizer Buchpreis, wurde mehrfach ausgezeichnet und in viele Sprachen übersetzt. Ihr zweiter Roman Fünf Jahreszeiten wurde in der Zeitschrift «Manuskripte» und mit dem Literaturpreis «Das zweite Buch» der Marianne und Curt Dienemann-Stiftung ausgezeichnet. 2020 wurde sie zu den Tagen der Deutschsprachigen Literatur nach Klagenfurt eingeladen (Ingeborg-Bachmann-Preis). Für Im Meer waren wir nie erhielt sie 2025 einen Literaturpreis des Kantons Bern.
© Daniel SostaricNatascha Gangl
FRISCHE APPELLE & andere SprechtexteDie Autorin Natascha Gangl hat den renommierten Ingeborg-Bachmann-Preis gewonnen. Jurorin Brigitte Schwens-Harrant sprach in ihrer Laudatio von einem «unfassbar präzise gestalteten Text».FRISCHE APPELLE versammelt Vortragstexte, die aus der sinnlichen Qualität von Klang, Intonation und Rhythmus ihre volle Bedeutung entfalten. Hier wird das Hörereignis als einmalige Erfahrung im Jetzt ins Recht gesetzt. Die Autorin lehrt uns, mit den Ohren zu sehen. Poesie wird als leib-basierte Erfahrung evident, thematisch insbesondere in Gangls Hommagen an transgressive Künstler:innen wie Unica Zürn, Roberto Matta oder Anestis Logothetis. Die Artikulation von Lauten und Wörtern im Mundraum erscheint als Analogon zum Entstehungsprozess von Welt. Die darin herrschenden, skandalösen Sprachverwendungen (Verhör, Anzeige, Richterspruch u.a.) nimmt die Autorin mittels virtuosem «Verhören» und anderer Manipulationen aufs Korn. Wenn der «Lauf der Dinge» in der Vorstellung eines Gewehrlaufs mündet oder «Sesshaft» als weibliches Hauptwort eingeführt wird, treten gesellschaftliche Verhältnisse handgreiflich zu Tage. Im Zulassen freier Assoziation und kraft akustischer Entfesselung formt Natascha Gangl ein Modell anarchischer Gegenläufigkeit. FRISCHE APPELLE sind laut zu lesen: als Intervention in das Bestehende und als beherzter Aufruf zum Miteinander.
Natascha Gangl, geboren 1986 in Bad Radkersburg, lebt in Wien und der Südoststeiermark. Sie studierte Philosophie in Wien und Szenisches Schreiben bei uniT Graz. Gangl schreibt Prosa, Essays und Sprechtexte, entwickelt Musik- Objekt- und Sprechtheater sowie Hörstücke, die auch zu Ereignissen und Ausstellungen werden. Natascha Gangl schreibt vorwiegend Texte für Theater, erarbeitet Hörstücke und theatrale Installationen. In der Spielzeit 2013/2014 war sie Hausautorin am Staatstheater Mainz. Ihr Prosa-Debüt Wendy fährt nach Mexiko erschien 2015 im Ritter Verlag. Sie reist seit 2006 beständig und schreibt und übersetzt so «zwischen» Österreich, Spanien und Mexiko.
© privatMathias Ospelt
GuferwaldMathias Ospelt liest am Vorlesetag 2026 aus seinem Roman-Exposé «Guferwald». Mathias Ospelt geht nach dem Krimi «Ebaholz», der in den 1960er-Jahren spielt, in seinem neuen Roman auf eine Zeitreise in die 1970er-Jahre.Guferwald beruht auf einem tatsächlichen, aber nie gelösten Fall: Im August des Jahres 1974 wurde im Triesenberger Guferwald die Leiche einer bis heute unbekannten Frau gefunden. Der Vaduzer Autor Mathias Ospelt geht nach dem Krimi «Ebaholz», der in den 1960er-Jahren spielt, in seinem neuen Roman auf eine Zeitreise in die 1970er-Jahre. Mit einer kleinen zeitlichen Verzögerung macht sich auch in Liechtenstein ein gesellschaftlicher Aufbruch bemerkbar, der vor allem von der Jugend ausgeht. Rockmusik, Drogen, Mode, Sex sind dabei wichtige Katalysatoren. Gleichzeitig ist das Jahr 1974 auch das Jahr, in welchem die nahende weltweite Apokalypse vorhergesagt wird. Der Autor wird an dieser Veranstaltung erstmals aus seinem Manuskript lesen.
Der Vaduzer Mathias Ospelt, geboren 1963, ist seit Mitte der 1990er-Jahre als Autor und Veranstalter tätig. Er war Mitglied des Liechtensteiner Gabaretts Das LiGa/OOS, ist Mitgründer des Vaduzer Kleintheaters «Schlösslekeller», Mitorganisator der «Liechtensteiner Literaturtage» und Präsident des P.E.N.-Clubs Liechtenstein. 2025 erschien sein Romanerstling Ebaholz.
© privatTheo Roos
Dylan denken / Dylan spielenBob Dylan wird 85. Rebell, Star – Nobelpreisträger. Viel mehr geht nicht. Er ist übergross und dennoch immer wieder einfach und berührend. Theo Roos wird ihm musikalisch und philospisch begegnen, Leben und Werk in einem.«Everything is broken» ist der Titel eines Songs aus den 1980igern von Bob Dylan. Alles ist zerbrochen: Die Natur ist zerstört, die Gesellschaft gespalten, die Zeit aus den Fugen, Kriege, wo man hinsieht, und in unseren Köpfen herrscht eine schizophrene Unordnung. Der Nobelpreis gekürte Song- und Dance-Man ist in time und out of time. Seine Songs spiegeln die Zeit und sind gleichzeitig ihrer Zeit voraus. Sie sind zeitlos. Im ständigen Fluss. Und der Singer/Songwriter verändert sich mit seinen Songs. Er gibt uns ein Beispiel, wie man sich in der Veränderung treu bleibt. Philosophische Lebenskunst in all ihrer Brüchigkeit verdichtet in Songs. Dylan ist ein Dichter des Lebens.
Theo Roos ist Filmemacher, Philosoph und Musiker. Er lebt in Köln. Musik, Philosophie und laufende Bilder sind seine Leidenschaften. Alle drei verwirklichen sich in je verschiedener Gewichtung in seiner Arbeit: in Dokumentarfilmen mit szenischen Elementen, in kurzen Filmessays, in musikalisch fundierten Performances, konzertanten Lesungen, Hörstücken fürs Radio und im Schreiben. Von ihm sind Im April 2005 im Kiepenheuer & Witsch Verlag erschienen: Philosophische Vitamine – Die Kunst des guten Lebens und im September 2007 Neue Philosophische Vitamine – So lass uns leben.
© Zsolnay VerlagBirgit Birnbacher
Sie wollen uns erzählenAls Oz nach Hause kommt, ist Ann – auch sie ausgestattet mit einem flirrenden Nervenkostüm – nicht wie vermutet in Zeugnis-Feierlaune, sondern es ist tatsächlich etwas passiert. Die Zilly-Oma, die in den Bergen lebt, ist weg …Oz ist anders und tut sich schwer in der Schule, aber diesmal ist ihm etwas wirklich Blödes passiert. Auf dem Heimweg wünscht er sich deshalb zumindest eine kleine Katastrophe, die seine Mutter von dem Brief der Lehrerin, den er ihr geben muss, ablenken würde. Als Oz nach Hause kommt, ist Ann – auch sie ausgestattet mit einem flirrenden Nervenkostüm – nicht wie vermutet in Zeugnis-Feierlaune, sondern es ist tatsächlich etwas passiert. Die Zilly-Oma, die in den Bergen lebt, ist weg … «Dezent und zugleich glasklar, durchscheinend und subtil» (Süddeutsche Zeitung) erzählt Birgit Birnbacher auch in ihrem neuen Roman von den Menschen – und von den Chancen, die der Wildwuchs im Denken eröffnet. Haben die, die sich nicht anpassen können, unserer überreizten Natur und Umwelt womöglich tatsächlich etwas entgegenzusetzen?
Birgit Birnbacher, geboren 1985, lebt in Salzburg und ist in Goldegg aufgewachsen. Für ihren Debütroman Wir ohne Wal erhielt sie den Rauriser Literaturpreis und dann 2019 den Ingeborg-Bachmann-Preis. Wovon wir leben ist Birnbachers dritter Roman.
© privatMaya Hofer
Livia und Silver in der UnterweltDer Fantasy Roman für Kinder (ab 8 Jahren) «Livia und Silver in der Unterwelt» mit den Bänden «Der Drache und das Licht» und «Der Wald der Schattentiere» ist im April 2026 im novum Verlag erschienen.Als Livia und ihr Zwillingsbruder Silver einem geheimnisvollen Ruf im Wald folgen, öffnet sich ein Tor in eine magische Unterwelt. Dort ist das Licht verschwunden – und nur die beiden Kinder können es zurückbringen. Gemeinsam mit Tierfreunden stellen sie sich mit Mut, Weisheit und ihrem guten Herzen einem Drachen und ihren eigenen Ängsten. Ein Jahr später ruft die Unterwelt sie erneut: Der Fluss fliesst nicht mehr, und auf dem Weg zu seiner Quelle müssen sich die Zwillinge den Prüfungen der dunklen Schattentiere stellen. Zwei poetische, spannende Abenteuer über Mut, Vertrauen und die Kraft der Gemeinschaft.
Maya Hofer ist pensionierte Gymnasiallehrerin für Deutsch und Psychologie und Dozentin an der Fachhochschule für Psychotherapie. An beiden Schulen war sie neben dem Unterrichten auch als psychologische Beraterin und im Care Team aktiv. Heute führt sie eine eigene Praxis für psychologische Beratung und Coaching. Über ihre ehrenamtliche Tätigkeit als Lesepatin ist sie zum Scheiben für Kinder gekommen. 2025 erschienen Band 1 und 2 von Zappel und Schlafi im novum Verlag und Die magischen Briefe im Bucher Verlag.
Platzanzahl beschränkt. Reservation dringend empfohlen.

