© Janine SchranzMartina Clavadetscher
Die Schrecken der AnderenMit ihrem Roman «Die Schrecken der anderen» erfindet sich Martina Clavadetscher schon wieder neu – und entfacht ein so augenzwinkerndes wie abgründiges Verwirrspiel.Martina Clavadetscher beschreibt in ihrem ebenso politischen wie geschichts-philosophischen Roman etwas, das alle wissen und das doch niemand sieht. Die Verbindungen der Schweiz zum Nationalsozialismus wurden zwar von der Bergier-Kommission aufgearbeitet, Bruchstücke der Erkenntnis tauchen in den Medien auf, und doch herrscht in der öffentlichen Wahrnehmung eine seltsame Blindheit gegenüber der anhaltenden Einflussnahme und Persistenz rechts-extremer Ideologie. Stattdessen gilt das bewährte Rezept: abwarten und stillhalten. Die in der Innerschweiz aufgewachsene Autorin entlarvt die Schweiz als eine Meisterin des Verdrängens. Zum Glück tut sie es mit Humor und Sprachgewalt, nur selten hebt ihre Rosa den didaktischen Zeigefinger. Clavadetscher spielt mit historischen Versatzstücken und mit mythischen und phantastischen Motiven, dem Drachen, demSpinnennetz, dem Tresor und dem geheimen Code, und steigert sie zuweilen ins Fiebertraumartige. Die ausgeklügelte Verknüpfung von Erzählfäden reflektiert das Funktionieren von Verdrängen und Erinnern, «das Gespinst» der Geschichte,«das sich in den Menschenköpfen festsetzt».
Martina Clavadetscher, geboren 1979, studierte Germanistik, Linguistik und Philosophie. Seit 2009 arbeitet sie als Autorin, Dramatikerin und Radiokolumnistin. Ihr Prosadebüt Sammler erschien 2014. Für die Spielzeit 2013/2014 war sie Hausautorin am Luzerner Theater. Mit ihrem Theaterstück Umständliche Rettung gewann sie 2016 den Essener Autorenpreis und war im selben Jahr für den Heidelberger Stückemarkt nominiert. Für Knochenlieder erhielt sie 2016 den Preis der Marianne und Curt Dienemann-Stiftung und wurde 2017 für den Schweizer Buchpreis nominiert.
